Die Erziehung, die Alex und auch ich in unserer jeweiligen Kindheit erfahren haben, vermittelte uns in erster Linie die Eigenschaften Fleiß, Pflichtbewusstsein und ganz besonders hohe Erwartungen an uns selbst zu haben. Denn dann “kannst Du es weit bringen”. Was heisst denn “weit bringen”? Viel Geld verdienen, dann kannst Du ein sorgloses Leben führen und Dir alles kaufen was Du brauchst.
Und dann wurde uns auch vorgelebt, es sei erstrebenswert Haus oder Eigentumswohnung zu erwerben und die Karriereleiter möglichst hoch zu klettern. Denn dann hast Du es geschafft. Und Dein Leben ist perfekt, wenn Du Kinder, einen Vorgarten und ein großes Auto vorzeigen kannst. Denn dann wirst du angesehen in der Familie, in der Nachbarschaft und insbesondere in der Gesellschaft.
Vor langer Zeit schon (ca. im Jahr 2005/2006) haben wir uns unabhängig von gesellschaftlichen Normen, familiären Wunschvorstellungen oder von unseren beruflichen Stationen die Fragen gestellt:
- Wie lange wollen wir unseren anerzogenen Wertvorstellungen entsprechen?
- Wollen wir Kinder?
- Wie und wo wollen wir langfristig wohnen (Miete oder Eigentum)?
- Wie lange wollen wir (im Angestelltenverhältnis) arbeiten?
Erhellende Momente und Antworten, die letztendlich zu unserer Entscheidung für unseren “Ausstieg” in diesem Jahr geführt haben, hatten wir nicht sofort parat. Und schon gar nicht ließen sie damals erahnen, wohin uns diese Antworten in Gänze führen würden. Aber die Tatsache, dass wir uns sehr früh mit den für uns existenziellen Fragen immer und immer wieder beschäftigt hatten und uns diese in all den Jahren nahezu täglich beeinflussten, halfen dabei, absolut selbstsicher jetzt diesen Schritt des Aussteigens zu gehen.
2011 ist unsere Tochter Leni geboren und mit ihr wurden auch wir selbst ein bissl neu geboren. Wach gerüttelt aus einem vermeintlichem Dämmerschlaf der geprägt war von “funktionieren und Allen alles recht machen” wollen oder müssen.
Offensichtlich mit dem unbewussten Hintergrund, die guten Jahre können noch besser werden. Denn es lief andererseits auch gut für uns. Beide hatten wir ganz gute Positionen in unseren Unternehmen und das war uns damals wichtig. Verdienten wir beide doch gutes Geld, von dem wir ganz ordentlich wegsparen konnten. Und das passte wiederum zu unserer Wunschvorstellung, nicht bis zum offiziellen Renteneintritt arbeiten zu müssen. Denn dann hätten wir doch noch genug vom Leben. Aber Stop! Wie lange wollen wir warten, uns kaputt arbeiten, den Chefs weiterhin Glauben schenken, dass ok ist was sie tun, damit die eigene Position nicht gefährdet wird? Um dann endlich irgendwann was zu tun? All die Dinge, die wir unser Leben lang schieben, auf den Moment, den wir hoffentlich gesund erreichen?
Und da unsere beruflichen Abhängigkeiten so derart massive Auswirkungen auch auf die Entwicklung unserer Tochter hatte und uns nicht genug Möglichkeiten bot, ihre Sozialisierung und den Anteil der Fremderziehung so zu beeinflussen, wie sie unseren Vorstellungen entsprach, hat Alex bereits 2014 den Ausstieg aus dem sogenannten Angestellten-Hamsterrad vollzogen. Und das war das Beste, was uns je gelungen ist. Denn damit nahm alles andere seinen Lauf. Von nun an haben wir alles darauf ausgerichtet, dass auch ich alsbald meinen Job zum richtigen Zeitpunkt aufgeben konnte.
Mit dem festen Ziel vor Augen, absolut frei zu sein, Leni’s Entwicklung maßgeblich frei und bedürfnisorientiert gestalten zu können und daran wiederum selbst zu wachsen, veränderte sich unser Bewusstsein derart, dass wir weder Angst haben, in der Gesellschaft Anerkennung zu verlieren, noch daran denken, es nicht zu schaffen. Denn nur wer an sich glaubt und tatsächlich aus Überzeugung handelt, kann erreichen, was er sich vornimmt.
Mit der Entscheidung zum „Ausstieg“ viel untrennbar auch die Entscheidung, auf Langzeitreise zu gehen. Und hierfür unseren festen Wohnsitz in Deutschland aufzugeben und somit von nun an in der Welt zu Hause zu sein und nicht mehr in unserem beschaulichen Wohnort im schönen Oberbayern.
Viele Leser fragen sich vermutlich, wovon wir denn leben und wie lange das so funktionieren kann? Oder unser Geld aufgebraucht oder was braucht man überhaupt um glücklich zu sein? Hier empfehle ich den nächsten Blogbeitrag abzuwarten oder gern vorab auf unserer Projektseite vorbeizuschauen.
Eure Fragen und Anregungen könnt ihr direkt unterhalb des Blogposts im Kommentarfeld los werden.
Viele Grüße
Eure Boboli